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Gesprächsleitfaden

Wie sieht die Praxis aus?

Nicht jede(r) Betroffene sucht Beratung, begibt sich aber trotzdem in eine Jugendeinrichtung, mit dem Ziel nach Kontakt.

Um diese Kinder und Jugendlichen zu erkennen, braucht es Sensibilisierung im Blick auf die Verhaltensweisen.

Im Folgenden:

  • nach Nutzung des Internets: traurig, aggressiv, abwesend
  • schreckhaftes Weglegen des Smartphones, wenn Erwachsene in die Nähe kommen
  • zurückgezogen, keine Verabredungen z.B.im Jugendclub
  • still und eher zurückgezogen
  • bedrückt
  • Widerstände zur Schule zu gehen
  • Lernschwierigkeiten
  • deutliche Verschlechterung der Schulnoten
  • Symptomträger (Kopf-und Bauchweh)
  • keine Lust auf bisher ausgeübte Hobbys

Werden diese Auffälligkeiten wahrgenommen, ist das vertrauensvolle Gespräch mit dem Jugendlichen zu suchen. Mögliche öffnende Sätze sind:

  • “Ich sorge mich um dich, du wirkst so traurig, ist dem so?“
  • „Ich erlebe dich so zurückgezogen, ist dem so?“

Suchen Betroffene das Gespräch, sind sie in Not. Sie fühlen sich allein gelassen, gedemütigt, haben Angst und brauchen Schutz. Die zu beratende Person erwartet einen Prozess des Zuhörens, Klärens, Ermutigens und Hinführens zu eigenen Entscheidungen. Vor dem Gespräch ist eine zeitliche Begrenzung klar definiert. Durch diese zeitliche Begrenzung ist die zu beratende Person gefordert sich individuell entsprechend des Auftrages zu strukturieren. Dieser Prozess geschieht in 4 Abschnitten:

  1. Kontaktaufnahme
  2. Klärungsphase
  3. Fokus
  4. Abschied

1. Kontaktaufnahme (Vorstellen, Kontakt und Vertrauen herstellen = sicheren Rahmen schaffen)

Sind sie als SozPäd zunächst noch nicht bekannt, dann ist mit einem Begrüßungsritual „Hallo, mein Name ist...“ ein Erstkontakt hergestellt. Häufig beginnen die Betroffenen mit einer Frage: „Kann ich Sie kurz sprechen?“

Eine mögliche Antwort könnte sein: „Gerne, ich habe 20 Minuten für dich Zeit, wir können offen reden, ich unterliege der Schweigepflicht.“

In dieser Kontaktphase ist es wichtig, dass ein behutsamer Aufbau eines Vertrauensverhältnisses entsteht und jeder das Gefühl hat, akzeptiert und angenommen zu sein. Hier beginnt bereits der positive Beziehungsaufbau. Eine gute Basis, um einen kommunikativen Prozess zu gestalten.

2. Klärungsphase (Wie kann ich helfen?)

Das Aufnehmen der aktuell gegebenen Situation:

Um den bestehenden Zustand ändern zu können, muss dieser erst einmal benannt werden. In dieser Phase geht es im 1. Schritt darum, zuzuhören, um dann im 2. Schritt das Gesprächsanliegen zu klären: „SozPäd“, ich habe verstanden: „Du wirst gemobbt, weil…“

Ist dem so?

Ziel dieser Klärungsphase ist, dass die Kinder und Jugendlichen ihrer Verantwortlichkeit bewusst werden, an der gegenwärtigen Situation beteiligt zu sein, diese angehen und verändern zu wollen. Es ist nicht das Ziel, Lösungen vorzugeben. Diese zu entwickeln, ist Aufgabe der Kinder und Jugendlichen.

In dieser Phase geht es punktuell um den Anlass. Die erlebte Situation wird erzählt. Hier ist es wichtig, dass ein behutsamer Aufbau eines Vertrauensverhältnisses entsteht und jeder das Gefühl hat, akzeptiert und angenommen zu sein. Meist ist noch nicht offensichtlich klar, was damit für die Zukunft erreicht werden sollte. Was für eine Vorstellung oder Erwartung hat der Betroffene? Wie stehe ich als Berater*in selbst zum vorgebrachten Thema? Kann ich positiv unterstützen? Verweise ich an andere Kollegen? Klärungen können da länger dauern. Ich benötige zusätzliche Informationen, wie zum Beispiel:

  • Soziales Umfeld
  • Wie lebst du?
  • Probleme im Umfeld
  • Wie ist es dazu gekommen?
  • Wie würden andere dich beschreiben?

3. Fokus (Das Problem wird analysiert)

Die Betroffenen werden nochmals mit dem Problem-Zustand konfrontiert. Diese Prozessarbeit dient der Informationsgewinnung.

  • „Wenn jetzt über Nacht eine Fee kommt und das Problem für dich regelt, was ist dann anders?“
  • „Was würde passieren wenn du deine Freunde ansprichst auf ihr Verhalten?“
  • „Was wäre, wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?“
  • „Wer könnte dich unterstützen?“
  • „Wie fühlt es sich an, wenn das Problem weg ist?“
  • „Was hat sich dann verändert?“

Lösungsmöglichkeiten entstehen. Nun beginnt die Ziel- und Ressourcenarbeit.

In der Endphase werden dann gemeinsam Handlungsmöglichkeiten entwickelt. Die Schwerpunkte sind unterschiedlich.

4. Verabschiedung / Ergebnis, weiterer Verlauf, Verabschiedung

Ich fasse die Ergebnisse zusammen und verabschiede mich immer mit einem möglichen Handlungsschritt, den wir im Gespräch gemeinsam erarbeitet haben.

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