Auf Basis der in sechs EU-Ländern durchgeführten Bedarfsanalyse konnten wichtige Informationen über die Relevanz der Themen Cybermobbing und Datenschutz mit ihren Facetten und dem damit zusammenhängenden mannigfaltigen Bedarf für Personen in sozialpädagogischen Handlungsfeldern generiert werden. Die Datengrundlage bildeten schriftliche Befragungen von pädagogischen Fachpersonen im sozialen Hilfesystem. Erhoben wurde mittels geschlossenen und offenen Fragen der Bedarf (Bedeutung im beruflichen Kontext, bestehendes Wissen zum Thema und Bedarf an Fortbildung sowie an Konzepten der Prävention, Diagnostik und Intervention).
Die quantitativ-deskriptiven Analysen zeigen in der Zusammenschau der Ergebnisse aller Länder, dass mehr als zwei Drittel der Befragten bereits von Hilfesuchenden im System angesprochen werden, siebzig Prozent davon mindestens monatlich und ein Viertel wird im Durchschnitt wöchentlich damit konfrontiert. Gleichzeitig verdeutlichen die Analysen der Gesamtstichprobe ein nicht hinreichendes Fach- bzw. Handlungswissen zu den mit Cybermobbing verbundenen Problemfeldern (z.B. Posing, Sexting etc.) und zum Datenschutz sowie einen deutlich formulierten Fortbildungsbedarf.
Konkrete Angaben zum Bereich Cybermobbing und seine Formen
Die Ergebnisse der länderspezifischen Teilstichproben zeichnen folgendes Bild: die sozialpädagogischen Fachkräfte sehen sich in allen Ländern mit der Thematik Cybermobbing konfrontiert.
In Deutschland und Slowenien werden im Mittel die meisten Anfragen beschrieben, wobei auch in den anderen Ländern die Mehrheit der Fachkräfte angeben, mindestens monatlich zu diesem Thema im beruflichen Kontext angefragt zu werden. Auf dieser Grundlage geben die Hälfte der Fachkräfte aus Rumänien, Griechenland und der Slowakei an, dass Ihnen differenziertes Wissen fehlt bzw. die mit Cybermobbing verbundenen Probleme unbekannt sind.
Den Befragten aus Deutschland, Slowenien und Österreich sind die Probleme besser bekannt, jedoch geben die wenigsten pädagogischen Fachkräfte an, dass ihnen die Probleme gut bekannt seien. Zu welchen Themen bereits Informationen vorliegen, variiert stark in Abhängigkeit vom jeweiligen Land. Deutlich wird jedoch am länderübergreifenden großen Fortbildungsbedarf, dass zu allen Themen handlungsrelevante Informationen benötigt werden (insbesondere zu den Themen „Happy Slapping“ und „Grooming“). Werden die Ergebnisse zusätzlich nach Altersgruppen differenziert, mit denen das pädagogische Personal tätig ist, so zeigt sich, dass die Frequenz der Hilfesuchenden und auch die Relevanz von Fortbildungen in Bezug auf Prävention und Intervention bei der beruflichen Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 12-18 Jahren noch einmal ansteigen.
Konkrete Angaben zum Bereich Datenschutz/Datensicherheit
57,3 % der Befragten werden von Menschen angesprochen, die Unterstützung zum Thema Datenschutz/Datensicherheit sowie Geschäftsmodelle sozialer Netzwerke suchen. 40 % davon werden monatlich oder wöchentlich diesbezüglich angefragt. Am bedeutsamsten scheint die Frage danach zu sein, welche Rechte eine Person im Netz hat und welche sie abgibt (an Soziale Netzwerke). Deutlich wird jedoch, dass alle Facetten von Datenschutz/Datensicherheit regelmäßig nachgefragt werden. Die Probleme, die damit einhergehen, sind 30% völlig unbekannt und lediglich 14 % gut bekannt. Angebote seitens der Einrichtungen zu Sicherheitseinstellungen werden am meisten genutzt.
Nahezu die Hälfte der Befragten wünschen sich Informationen und ein Viertel benötigt Schulungen zum Thema „Rechte im Internet“. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bezug auf die Rechte bei der Nutzung von sozialen Netzwerken. Insgesamt zeigt sich Fortbildungsbedarf zu allen Themen, wobei lediglich abweicht, welche Form der Unterstützung benötigt wird. Konzepte werden von ca. 20-25 % der Befragten gefordert. Der stärkste Bedarf liegt themenübergreifend bei den Informationen. Denkbar wäre diesbezüglich, dass insbesondere in der Zusammenschau mit dem bestehenden (teilweise fehlenden) Vorwissen, zunächst überhaupt grundlegende und weiterführende Informationen benötigt werden und sich an diesen Bedarf weitere Bedürfnisse, wie z.B. konkrete Konzepte und Schulungen seitens der Fachkräfte anschließen. Hier könnte also das notwenige Fachwissen fehlen, das für ein professionelles Handeln benötigt wird. Dies könnte den Überhang an informationsbedarf erklären.
Insgesamt hat die durchgeführte Analyse neben den dargestellten Selbsteinschätzungen und Wünschen des sozialpädagogischen Fachpersonals zu interessanten Diskussion und weiterführenden Fragen angeregt, die in die weitere Gestaltung des Projektes „Schau hin“ einfließen und den weiteren Verlauf bereichern können. In den offenen Fragen wurde insbesondere der Wunsch nach Präventivangeboten deutlich sowie nach Interventionsansätzen(hier: von Fachkräften aller befragten Länder). Zudem äußert die befragte Zielgruppe Unterstützungsbedarf seitens des politischen Systems und fordert verstärkt Sensibilisierungsmaßnahmen für die Öffentlichkeit.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse gehen wir davon aus, dass aktuell Bedarf seitens der pädagogischen Fachkräfte in Bezug auf differenziertes Fachwissen und Handlungskonzepte besteht, dies sowohl im pädagogischen Kontext, als auch im sozialen Hilfesystem.