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Klassenstufe 7-8

Didaktisch-Methodischer Kommentar

Für diese Unterrichtseinheit ist eine Sitzordnung in Form eines Stuhlkreises möglich. So wissen die SchülerInnen, dass das „heutige“ Thema nicht zum alltäglichen Unterricht gehört und erhält so einen höheren Stellenwert. Achten Sie aber darauf, dass es im Raum die Möglichkeit gibt, am Rand ca. 6 Tische für eine kurze Gruppenarbeit stellen zu können. Die Unterrichtseinheit baut vor allem auf ein handlungsorientiertes Arbeiten der SchülerInnen auf. Die SchülerInnen werden die Lerninhalte nicht von den Lehrkräften erhalten, sondern werden aufgefordert, aktiv das Geschehen mit zu gestallten. Innerhalb der Einheit werden sie immer wieder ihre eigenen Erfahrungen, Gedanken und Ansichten einbringen können. Zudem ermöglicht eine kooperative Arbeitsform und immer wiederkehrende Diskussionselemente die Schulung sozialer Fertigkeiten wie Teamfähigkeit, Konfliktkompetenz und Empathie.

1. Einstieg

Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihren SchülerInnen den Videoclip „Let’s fight it together“ an (www.klicksafe.de). Stoppen Sie den Clip nach 5:05 Min. und fragen Sie die SchülerInnen nach dem möglichen Ende des Films. Folgende Antworten können die SchülerInnen vorbringen:

  • Nimmt sich das Leben.
  • Die Mutter findet ihn noch rechtzeitig.
  • Die Mutter informiert die Polizei bzw. holt sich Hilfe und rettet ihn.
  • etc.

Wichtig: Sammeln Sie die Antworten und lassen Sie diese ihrerseits unkommentiert stehen. Sie können ggf. ein Meinungsbild einholen, von den SchülerInnen die denken, dass sich der im Film gezeigte Junge das Leben nimmt und von denen, die davon ausgehen, dass ihm jemand rechtzeitig zur Hilfe kommt.

Lassen Sie nun den Clip weiterlaufen und geben Sie den SchülerInnen ein paar Sekunden, um das Gesehene für sich einzuordnen. Besprechen Sie im Plenum folgende Inhalte:

  • Wie wird die Situation letztendlich aufgelöst?
  • Wie kam es eigentlich zum Cybermobbing? Was waren die Auslöser?
  • Was haben die Täter für Methoden angewendet? Wie haben sie sich dabei gefühlt?
  • Wie reagiert das Opfer? Welche Gefühle sind zu sehen?
  • Gab es SchülerInnen, die sich nicht beteiligt haben (sog. Bystander)? Wenn ja, beschreibt bitte, wie sich Der-/Diejenige gefühlt haben könnte.

Hinweis: Auf den letzten Seiten dieses Dokumentes erhalten Sie ergänzende Fragen zu den einzelnen Akteuren im Film.

2. Begriffsbestimmung

Füllen Sie gemeinsam mit den SchülerInnen den Begriff Cybermobbing mit Leben. Schreiben Sie dafür den Begriff in die Mitte der Tafel und sammeln Sie schlagkräftige Aussagen Ihrer Schüler mind-map-artig um den Begriff.

Was fällt euch zum Begriff Cybermobbing ein? Was bedeutet Cybermobbing?

3. Unterschied Mobbing – Cybermobbing

Ziehen Sie anschließend einen deutlichen Strich durch das Wort Cybermobbing und teilen Sie es so in die Worte CYBER und MOBBING. Erklären Sie nun die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen Mobbing und Cybermobbing. Benennen Sie auch Gemeinsamkeiten.

Hilfreiche Fragen:

  • Wodurch unterscheiden sich das „normale“ Mobbing und Cybermobbing?
  • Gibt es da Gemeinsamkeiten?
  • Ist eins schlimmer als das andere?

Mobbing

  • gibt es schon immer, aber hier standen sich die Parteien gegenüber („face to face“)
  • Opfer und Täten sind klar definiert
  • Zwischen Opfer und Täter besteht ein physisches u./o. psychisches Ungleichgewicht
  • der involvierte Personenkreis ist überschaubar
  • es gibt „Ruhephasen“ (z.B. zu Hause, fern von der Schule)
  • Reaktionen des Opfers sind direkt sichtbar

Cybermobbing

  • relativ neue Erscheinung, bedingt durch den rasanten Vormarsch der neuen Medien
  • das Mobbing findet nicht von Angesicht zu Angesicht statt, sondern über moderne Kommunikationsmittel (Internet oder Handy)
  • wesentlich einfache, schnelle und weitläufige Verbreitung von Informationen
  • unüberschaubarer Personenkreis ist involviert
  • es hört nicht an der Haustür auf, sondern verfolgt das Opfer bis ans Bett
  • einmal eingegebene Daten können dauerhaft im Netz gespeichert sein
  • Täter können anonym handeln
  • Reaktionen des Opfers nicht direkt sichtbar
  • auch das Opfer kann sein Gegenüber nicht sehen, um ggf. beurteilen zu können, ob hinter dem Ganzen eigentlich nur ein „Versehen“ steht (Bsp.: Täter wollte mit versendeten Bild keine große Welle an Kommentaren lostreten)

Gemeinsamkeiten

  • findet über einen längeren Zeitraum statt
  • meist beabsichtigtes Beleidigen, Bloßstellen, Bedrohen usw.
  • Opfer und Täter kennen sich oftmals
  • in der Regel entwickelt sich aus einer anfänglichen Unstimmigkeit ein massives Gebilde (zwischenmenschliche Konflikte/Differenzen liegen diesem nicht selten zu Grunde)
  • für den Täter stellt sein Opfer ein Ventil zum Abbau seiner Aggressionen dar („ich bin der Boss“)
  • Bystander trauen sich oftmals nicht einzugreifen aus Angst, selbst zum Opfer zu werden oder sie wissen nicht, wie sie reagierten sollten bzw. fühlen sich gar nicht erst angesprochen (schauen weg)
  • Mögliche Folgen für das Opfer: Schulangst, Schlafstörungen, Abbau des Selbstvertrauens, Gedanken und ggf. auch Umsetzung des Suizids

In Anlehnung an: www.jugend-und-bildung.de (S. 6-7)

Sprechen Sie bei Bedarf ganz kurz die rechtliche Situation in Ihrem Land an. In der Regel gibt es kein Gesetz, dass Cybermobbing an sich unter Strafe stellt. Es können aber Teilaspekte des Cybermobbing vom Gesetz her unter Strafe stehen (z.B. die Erpressung).

Die rechtliche Situation in Deutschland (Hintergrundinformationen):

Was sagt das deutsche Gesetz?

Derzeit gibt es noch kein Gesetz, das Cybermobbing als Tatbestand direkt bestraft. Das bedeutet aber nicht, dass es keine rechtlichen Konsequenzen für dieses Handeln gibt. Einzelne Aspekte der verschiedenen Cybermobbing-Handlungen bieten die Möglichkeit, rechtliche Maßnahmen zu ergreifen. Dazu muss aber im Vorfeld geklärt werden, ob das Mobbing öffentlich oder geschlossen stattfindet.

öffentlich

  • Videos und/oder Bilder werden ohne Zustimmung des Betroffenen veröffentlicht
    → Verletzung des Persönlichkeitsrechts und des Rechts am eigenen Bild
  • Beleidigungen oder Verbreitung von Lügen in Sozialen Netzwerken, Foren usw.
    → Unterlassungsanspruch geltend machen oder Strafanzeige wegen Verleumdung/übler Nachrede stellen

geschlossen

  • Anhaltende Beleidigungen/Belästigungen über E-Mails, Instant Messenger oder SMS
    → hier kann unter Umständen das Anti-Stalking-Gesetz in Kraft treten.

Allgemein gilt:

Drohung, Erpressung oder Nötigung sind Straftaten! Es spielt dabei keine Rolle, welches Medium dafür eingesetzt wird und ob es öffentlich oder geschlossen stattfindet. Diese Vorfälle sollten unverzüglich den Eltern, Lehrern und v.a. der Polizei gemeldet werden.

In Anlehnung an: www.klicksafe.de

4. Beispiele für Cybermobbing

Fragen Sie Ihre SchülerInnen nach Beispielen aus ihrer unmittelbaren Umgebung/Lebenswelt. Gibt es in ihrem Freundes-/Bekanntenkreis jemanden oder in der Klasse / in der Schule?

Gehen Sie hier kurz auf das Geschehen, die Reaktionen der Umwelt und die Gefühle der Beteiligten ein.

5. Gruppenarbeit zu den verschiedenen Sichtweisen der Akteure

Lassen Sie die Klasse in sechs gleichgroße Gruppen einteilen. Sollte dies in Ihrer Klasse selbstständig nicht möglich sein, wählen Sie Ihre bewährte Methode. Dabei sollten eine der sechs Gruppen nur aus Mädchen und eine nur aus Jungen bestehen.

Verteilen Sie danach die sechs nachfolgenden Themen bzw. lassen Sie die Gruppen wählen, welches Thema sie bearbeiten möchten. Die Art der Themenausgabe sollten Sie von der vorgegebenen Klassenstruktur abhängig machen. Entschieden Sie, welche Variante am besten ist. Eine Ausnahme besteht bei den beiden gleichgeschlechtlichen Gruppen (siehe Gr. 1 & 2). Diese können ihr Thema nicht frei wählen.

Einteilung der Gruppen:

  • Gr. 1: Was kann & sollte ich als Betroffener tun? (Mädchengruppe)
  • Gr. 2: Was kann & sollte ich als Betroffener tun? (Jungengruppe)
  • Gr. 3: Was sind mögliche Gründe/Auslöser/Ursachen?
  • Gr. 4: Was können Mitschüler unternehmen?
  • Gr. 5: Was können & sollten Lehrer tun? (sowohl vorher, als auch im akuten Fall)
  • Gr. 6: Was können & sollten Eltern tun? (sowohl vorher, als auch im akuten Fall)

Händigen Sie den Schülergruppen jeweils ein Plakat (Puzzleteil), mindestens einen dicken Markerstift und einen ansprechend gestalteten Zettel mit der jeweiligen Aufgabenstellung aus. Auf das Plakat sollte sichtbar das zu bearbeitende Thema vermerkt sein und ggf. auch die Namen der SchülerInnen sowie die Klasse. Für einen schnelleren Arbeitsablauf können Sie Ihre SchülerInnen auch den vorgefertigten Themenzettel auf das Plakat kleben lassen.

Cybermobbing

6. Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit

Jede Gruppe erhält nun Zeit ihre Gedanken/Ergebnisse zu präsentieren. Je nach Klassenstruktur sollte dies ein/e auserwählte/r SchülerIn aus der Gruppe sein oder aber die Gruppe als Team.

Nach der Präsentation sollten Sie der gesamten Klasse Raum für weitere Anregungen, Nachfragen, Diskussionen geben. Schauen Sie dabei gut auf die Uhr, damit jede Gruppe genügend Zeit hat, ihre Ausführungen vorzustellen.

Anmerkungen: Sollte bei Gruppe 3 der Punkt soziale Probleme genannt werden, lassen Sie diesen von den SchülerInnen erläutern, da dieser Begriff sehr unterschiedlich definiert werden kann. Zudem ist es hier auch möglich die SchülerInnen nach der Vorstellung ihrer Ergebnisse zu fragen, ob nicht der Täter eigentlich das „arme Würstchen“ ist. Denn in den Antworten der SchülerInnen wird oft angegeben werden, dass sie Langeweile haben, in einer kaputten Familie aufwachsen, nicht der oder die Beliebteste sind etc. Wenn ihre SchülerInnen das genauso sehen wie Sie, stellt sich doch die Frage, ob es dem/der Betroffenen nicht bei der Bewältigung der Situation helfen könnte, wenn sie sich dies bewusst macht!

Für die Gruppe 4 sei noch zu vermerken, mit den SchülerInnen über das Thema „Mut“ zu sprechen. Denn um sich gegen Cybermobbing zu wehren braucht es Mut! Es ist nicht erstrebenswert einfach weg zu schauen. Doch woher kommt eigentlich Mut? Mut kommt von Wissen um die Sache und durch soziale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Gerechtigkeitssinn etc.

7. Klassenregeln aufstellen

Stellen Sie gemeinsam mit der Klasse ein Verhaltensregelwerk für das Klassenzimmer her, das am Ende der Stunde sichtbar im Klassenraum aufgehängt wird. Legen Sie dafür ein vorgefertigtes Plakat von der Form eines Smartphone (stellvertretend für die neuen Medien) mit der Überschrift: Cybermobbing – nicht bei uns! (siehe unten). Fassen Sie gemeinsam mit der Klasse ihre wichtigsten Erkenntnisse zusammen und lassen Sie diese Punkte auf je eine Metaplankarte schreiben. Bringen Sie die gesammelten Punkte auf das Plakat und hängen Sie es gemeinsam im Klassenraum auf.

8. Feedback-Bogen

Lassen sie am Ende der Stunde den nachfolgenden anonymen Feedback-Bogen ausfüllen. Achten sie darauf, dass die SchülerInnen diese Aufgabe selbständig und ohne „Beratung“ mit weiteren MitschülerInnen bearbeiten. Sammeln sie die Bögen ein.

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