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Ideenpool

Fallbeispiele

  • Cybermobbing (absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel – meist über einen längeren Zeitraum)
  • Sexting (Austausch selbst produzierter intimer Fotos von sich oder anderen via Internet/Smartphone)
  • Posing (sich aufreizend darstellen/zeigen)
  • Grooming (gezieltes Ansprechen von Minderjährigen über das Internet -mit dem Ziel einen sexuellen Kontakt zu beginnen)
  • Happy Slapping (Gewalttat wird fotografiert oder gefilmt und ins Internet gestellt)
  • Cyberstalking (fortwährende Verfolgung einer Person im virtuellen Raum, oft mit Beleidigungen und Belästigungen verbunden
  • Denigration (Versand/Posten falscher bzw. beleidigender Aussagen über eine Person an andere – meist im begrenzt öffentlichen Raum)
  • Outing (öffentliches Posten von Kommentaren, Bildern und Videos, die dem Ruf schaden)
  • Flaming (kurzweilige, meist von vulgärer Sprache geprägte Auseinandersetzung im Chat)
  • Exclusion (Ausgrenzung einer Person aus einer Gruppe, u.a. aus ihren Kommunikationskanälen)

„Ich habe heute leider KEIN FOTO für dich!“ Sexting

Das hätte Lisa (14) nicht gedacht: Phillip (15 – und echt süß) hat ganz nett gefragt: „Hey, du bist sehr hübsch! Ich hätte wirklich gerne ein Foto von dir – in Unterwäsche? Ohne?“

Vor dem Spiegel: Sie sieht ja auch ganz gut aus und auf dem Foto sogar noch besser! Phillip freut sich: „Danke:-*“

Dann am nächsten Tag in der Schule: Merle und Tim aus der Nachbarklasse kichern: „Haha, wir haben dich nackt gesehen.“

Und im Whats-App_Chat der Klasse geht ihr Bild auch schon rum. Sogar ihre Freundin von einer anderen Schule hat schon angerufen. „Dein Bild ist auf Mikes Facebook-Seite!“

Lisa hat sich noch nie so erniedrigt gefühlt: Es ist echt peinlich und wirklich toll findet sie ihr Bild nun auch nicht mehr. Doch jetzt hat es jeder und vor allen Dingen für immer.

Machen dich Fotos in Netzwerken beliebter und berühmt?

Luke (14) geht in die 8. Klasse der Middle School in Canon City, Colorado. Er war früher in der Grundschule ein dickes Kind, der wenig Sport gemacht hat und wenig Freunde gehabt hat. Das änderte sich, als er anfing regelmäßig Sport zu machen. Er schaffte es in die Football-Mannschaft seiner Schule und war stolz darauf, zum Team zu gehören. Regelmäßig trainiert er und dokumentierte die positiven Veränderungen seines Körpers mit seiner Handy-Kamera. Er ist stolz auf seinen Körper probiert regelmäßig neue Posen.

In seinem Team starteten seine Teamkameraden eine Challenge (früher nannte man das wohl Mutprobe) um den „sexiest Body“ zu küren. Die Auswahl trafen einige Mädchen aus der Chearleder-Gruppe. Luke findet nichts dabei, seine Fotos zu verschicken und die positiven Meldungen tun ihm gut. Außerdem macht das gesamte Team dabei mit.

Er ist völlig überrascht, als seine Eltern einen Brief von der Staatsanwaltschaft bekommen, indem steht, dass sie mit ihrem Sohn zu einem Gespräch kommen sollen, da ihr Sohn offensichtlich in einen Sexting- Skandal verwickelt wurde.

Wie privat kann ein social media tool für intimen Austausch sein?

Phillip (15) und Johanna (13) sind ein Paar. Sie gehen in unterschiedliche Schulen, sehen sich nicht täglich und flirten umso mehr über soziale Netzwerke. Sie senden sich Bilder von sich, versehen mit entsprechenden erotischen Texten. Beide sind sehr verliebt und zeigen ihre erhaltenen Fotos den „besten Freunden“. Nun ist unter den Freundinnen aber auch eine, die gerne Philipp zum Freund hätte. Sie will Johanna ärgern und sendet diese Flirtszenarien – und nicht nur diese - an Freunde weiter.

Weißt du wer wirklich online ist?

Lilly (14 Jahre) ist Fan des You-Tube-Stars „Sexy Julia“ und hat sich im Style von Sexy Julia ein Profil bei Facebook erstellt. Sie fühlt sich unsicher, ganz sicher will sie nie so werden wie ihre Mutter und erst recht nicht, wie die ältere Schwester. Aber wie sie sich geben soll, weiß sie noch nicht. In der Schule kritisieren die Lehrer ständig an ihr herum und ihre Freunde interessieren sich nur für Bücher. Ihre beste Freundin ist in letzter Zeit so kindisch und sie fühlt sich schon viel älter als sie.

Ihr Facebook Profil gefällt ihr richtig gut. So möchte sie von allen anderen gesehen werden. Dort fällt ihr Phil auf, der einige ihrer Posts liked. Sie fangen einen privaten Chat an und kommen über viele Themen gut ins Gespräch. Er versteht sie richtig gut und gibt ihr Tipps, wie sie ihren Style verbessern kann. Er ist schon 16 und hat ein cooles Profil. Sie haben ihre eigene Gruppe bei WhatsApp und ihre „Gespräche“ werden immer schöner. Phil fragt sie nach ihren Gefühlen und ist besonders an den Gefühlen interessiert, die sie mit ihren Eltern nicht teilen möchte. Lilly möchte ihren Freund auch im Real Life kennenlernen, traut sich aber nicht, ihn danach zu fragen. Ihre Adresse hat er schon längst und natürlich haben die beiden über ihre Schule und die Klasse und vor allem über die Lehrer gesprochen. Sicherlich wäre Phil der Richtige für „Das erste Mal“.

Als Lilly ihm erzählt, dass ihre Eltern in der ersten Ferienwoche nicht zuhause sind und sie gar nicht weiß, was sie mit der Zeit anstellen soll, bietet er ihr an, sie zu besuchen, er hätte eine große Überraschung für sie. Seine Stimme kennt sie ja schon von einigen Aufnahmen, die er ihr geschickt hat. Sie freut sich sehr auf das erste Treffen und ist sehr aufgeregt.

Am 2. Ferientag ist Lilly früh morgens auf, um sich zu stylen. Sie ist etwas genervt, weil ihre Mutter zuhause arbeitet, statt wie versprochen in der Firma zu sein. Aber vielleicht ist es ja auch schön, sich erst einmal langsam kennenzulernen. Um 10.00 klingelt es an der Tür.

Als Lilly öffnet, sieht sie als erstes einen großen Strauß roter Rosen. Dahinter taucht das Gesicht von Hans-Peter (35) auf. Er gesteht Lilly, dass es nur ein falscher Klick gewesen sei, der sein Alter verändert hätte und als sie sich schon gut kennengelernt hätten, hätte er nicht den Mut gehabt das aufzuklären und mittlerweile wäre er so verliebt in sie, dass er sie unbedingt kennenlernen wollte.

Lilly weiß gar nicht, was sie sagen soll, als aus dem Hintergrund ihre Mutter auftaucht und Hans-Peter zur Rede stellt.

Verblüfft sieht Lilly, wie aus ihrem Märchenprinzen plötzlich ein „alter Mann“ wird, der sie nur ausnutzen wollte. Sie ist sehr enttäuscht und ein Teil ihrer Welt bricht zusammen.

Die Mutter stellt Strafanzeige.

Irgendwas wird schon dran sein….

Sabine (38) Jahre alt ist die Mutter des 13 jährigen Leon. Sie hat sich viele Gedanken über die Medienerziehung ihrer Kinder gemacht. Sie hat noch eine Tochter Sophie, die 6 Jahre alt ist.

Leon hat seit er in der weiterführenden Schule ist, ein Smartphone, wie fast alle in seiner Klasse. Am liebsten spielt er Spiele, aber da ist seine Zeit durch eine Filterschutzsoftware begrenzt. Sie haben die Vereinbarung, dass gemeinsam einmal im Monat das Smartphone durchgeguckt wird. Sabine ist wichtig, dass sie weiß, in welchen Netzwerken Leon sich bewegt. Dieses gemeinsame Durchsehen haben die beiden vereinbart und sie halten sich daran. Leon weiß, dass er sich darauf verlassen kann, dass seine Mutter ihm nicht einfach das Smartphone verbietet, nur weil dort etwas zu finden ist, was sie nicht mag.

Im Mai findet Sabine bei Whats App eine Gruppe die heißt: „Wir hassen Quentin“. Und ist sehr erstaunt was sie dort liest.

Hinweis: An dieser Stelle kann gerne die Zuhörergruppe gefragt werden, was sie denken, was in dieser WhatsApp-Gruppe alles so geschrieben stehen könnte

Leon erzählt ihr dann die Geschichte:

Quentin (12) war mit Liese (11) aus der Klasse zusammen. Die beiden waren für 3 Monate ein Paar. Dann stellte das Mädchen fest, dass Quentin doch nicht ihre große Liebe ist. Sie schrieb ihm einen Brief und sagte ihm darin, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte. Quentin war sehr sauer. Er postete in der Klassengruppe dass Liese gemein wäre und dass „Mann“ sich von ihr fernhalten sollte.

Denigration

Liese gründete dann die Gruppe „Wir hassen Quentin“. Sie postete dort Aussagen, die Quentin über ihre Freundinnen gemacht haben soll. Z.B. „Jule ist lesbisch“, und „Ida stinkt, die wäscht sich nicht genug“. Daraufhin schließen die Freundinnen Quentin aus den anderen Gruppen aus und blockieren ihn.

Exclusion

Leon findet das zwar ein bisschen fies. Aber – „wenn der Quentin das doch gesagt hat?“ Und Liese tut ihm ein bisschen leid, er mag sie nämlich sehr gerne.

Die Mutter Sabine bespricht das Thema mit dem Klassenlehrer von Leon. Der hatte sich gewundert, dass Quentin in letzter Zeit so oft krank war.

Gemeinsam mit den Eltern der Kinder, die in der Gruppe waren, wird das Thema besprochen. Die meisten Eltern sind sehr überrascht, dass ihre Kinder sich an der Gruppe beteiligt haben und somit zum Mittäter bei Cybermobbing geworden sind. Das hätten sie nie gedacht.

Es folgt eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema.

Fallbeispiele aus europäischen Medien

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